transparent

„Sommerflor“: Vielfalt und weitere Vorteile

co 5852 1500px

co 5844 1500px

In den Garten-Centern, bei den Floristen und den Wochenmarkthändlern wird von „Sommerflor“ gesprochen. Gemeint sind damit die Schnittblumen, die ab Mai bis zum Herbst von den regionalen Gartenbaubetrieben produziert werden. Die Blumenhändler schätzen den „Sommerflor“ aus mehreren Gründen, ganz besonders aber aufgrund der Arten- und Sortenvielfalt. Während sich der internationale Blumenhandel auf immer weniger Arten stützt, produzieren die heimischen Gärtner im Sommer eine Schnittblumenvielfalt, die durch unterschiedlichste Farben und Formen besticht.

Neben der Vielfalt ist die Frische ein weiterer Vorteil des „Sommerflors“. Die Blumen haben keine tagelangen Reisen hinter sich, bevor sie in den Blumenläden angeboten werden. Der „Sommerflor“, der in den frühen Morgenstunden auf den Blumengroßmärkten verkauft wird und wenige Stunden später in den Geschäften steht, wird am Tag zuvor auf den Feldern der Gärtner geschnitten.

Es dauert also oft gerade einmal 24 Stunden vom Feld in die Vase. Diese Frische hat natürlich positive Auswirkungen auf die Haltbarkeit, insbesondere bei empfindlichen Blüten. Und bei der Artenvielfalt, die den „Sommerflor“ bei den Blumenliebhabern so beliebt macht, gibt es eine ganze Reise sehr attraktiver, aber auch empfindlicher Blüten.

Möglich sind diese besondere Frische und damit lange Haltbarkeit, weil die Transportwege sehr kurz sind. Dieser Aspekt bei Blumen „von hier“ ist bekanntlich ein nicht zu unterschätzender Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz. Kurze 
Transportwege gleich weniger CO2-Belastung durch LKW oder Flugzeuge, so lautet die Gleichung.

Hinzu gekommen ist ein weiterer Aspekt. Bekanntlich sind die Transportkosten nahezu für alle Waren extrem gestiegen. Das wirkt sich auf die Endverbraucherpreise aus. Die gegenwärtig hohen Inflationsraten speisen sich zu einem guten Teil aus dem Kostentsunami in der Logistik. Regional erzeugte Blumen und Pflanzen werden aber nicht über weite Strecken transportiert, somit spielt der Kostenanteil der Logistik auch nicht so eine bedeutende Rolle. Daher hat der regionale „Sommerflor“, der eh schon als preiswert hat, noch weitere Preisvorteile.

Fotos: Cordula Kropke, BGM Hamburg

 

Blumen als Bienenweiden

DSC00148

Man mag es bedauern, doch die Aufmerksamkeit der Menschen ist selten von Dauer. Insbesondere in unserem Medienzeitalter, in dem eine Nachricht nahezu im Stundenrhythmus die andere verdrängt. Ein gutes Beispiel für diese Entwicklung ist das Artensterben. Noch vor wenigen Jahren berichteten die Medien kontinuierlich über das weltweite Verschwinden insbesondere vieler Insektenarten. In Deutschland wurden die Wildbienen zu einem Symbol. In vielen Orten entstanden Initiativen zur Rettung der Bienen – oft unterstützt durch neue Gesetze der Landesparlamente.

Heute bestimmen der Ukraine-Krieg, die Inflation oder die weltweiten Lieferengpässe die Berichterstattung. Das Artensterben ist aus den Medien verschwunden, den Wildbienen wird kaum mehr Aufmerksamkeit zuteil. Doch das Problem ist natürlich nicht gelöst.

Daher haben auch in diesem Jahr die Blumengroßmärkte in Dortmund, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Karlsruhe, Köln, Mannheim, Reutlingen und Ulm ihre vor mehreren Jahren ins Leben gerufene Bieneninitiative weitergeführt. Gekauft wurden 100.000 Samentütchen mit einer eigens für Bienenweiden zusammengestellten Blumenmischung.

Wie in der Vergangenheit werden die Samentütchen von den Blumengroßmärkten an ihre Kunden weitergereicht. In den Blumengeschäften, Garten-Centern und auf den Wochenmärkten gehen die Tütchen dann kostenlos an die Verbraucher. Mit der höflichen Bitte, denn Blumensamen an geeigneten Stellen auszubringen und so Bienenweiden entstehen zu lassen. Ein einfacher, aber sehr effektiver Weg, dem Bienensterben Paroli zu bieten.

Hinzu kommt natürlich, dass die regional orientierten Blumenerzeuger gerade jetzt im Hochsommer durch die Produktion der Sommerblumen automatisch dafür sorgen, dass die Bienen in den entsprechenden Regionen mit Nahrung versorgt werden. Aus Sicht des Artenerhalts sind Blumenwiesen natürlich etwas gänzlich anderes als etwa Rapsfelder, die ganz nett aussehen, doch den Bienenvölkern nicht helfen. Bevor die Blumen also von den Floristen angeboten werden und später in den Vasen der Konsumenten für viel Freude sorgen, haben sie schon ihren Teil zum Artenschutz beigetragen.

Foto: Rainer Obermeyer, BGM Ulm

Gut geeignet bei Trockenheit

Herbstzeit ist Gräser-Zeit. Zum einen in der Floristik, denn Gräser passen gut in Herbststräuße: Sie sind filigran und ein schöner Kontrast zu den kräftigen Herbstfarben. Zudem vermitteln sie „Bewegung“, die ein wesentlicher gestalterischer Bestandteil der populären, naturhaften Wald-und-Wiesen-Sträuße ist. Gräser spielen aber ebenfalls in Gärten, auf Terrassen und Balkonen eine immer größere Rolle.

Einige Gründe dafür nennt Michael Peters, der eine der bekanntesten Baumschulen im Rheinland leitet. „Gräser verfügen über ein breites Farbspektrum, sie sehen auch im Winter attraktiv aus, sie faszinieren durch Bewegung beim geringsten Windhauch und sie sind eine Heimstatt für viele Insekten“, erläutert der jüngst auf der BUGA in Mannheim mehrfach ausgezeichnete Gartenbau-Spezialist für Gehölze und Gräser.

Er wünscht sich, dass „Gräser nicht nur als Solitäre, sondern auch in größeren Gruppen gepflanzt“ werden. So eine Massierung auf 20 oder 30 Quadratmetern gibt dem Garten ein zusätzliches naturhaftes Flair. Zudem sind Gräser pflegeleicht und benötigen nicht viel Wasser – ein enormer Vorteil, da es bekanntlich immer trockener und wärmer wird. Vorsicht walten lassen sollte man aber beim Pampas-Gras, das getrocknet schon vor einem halben Jahrhundert sprichwörtlich jedes zweite deutsche Wohnzimmer zierte. Pampas-Gras wurde schon in mehreren Ländern als invasiv eingeordnet, solch eine Klassifizierung könnte auch in Deutschland erfolgen.

Eine gartenbauliche Spezialität ist der Himmelsbambus (Nandina domestica), ein Gehölz, das mit Bambus gar nichts zu tun hat, sondern den Begriff nun im Namen trägt. Es gibt rund 40 Sorten – die sich auch gut für Terrasse und Balkon eignen, da sie nicht allzu groß werden. Der Himmelsbambus verändert im Jahreslauf seine Farbe, er besticht durch weiße Blüten und im Herbst durch rote Beeren.

Ursprünglich kommt Nandina domestica aus Asien, in Japan verziert er häufig Tempelgärten. Himmelsbambus mag Sonne verträgt aber ebenfalls halbschattige Standorte. Auch dieses Gehölz zeigt sich gegenüber der Trockenheit durchaus resistent. Der Himmelsbambus ist eine hoch attraktive Pflanze, die man aber (noch) nicht an jeder Ecke sieht. Eine gärtnerische Spezialität, die die Blicke auf sich zieht und für die es viel Bewunderung gibt.

shutterstock 2295441409 1500px

Valentinstag: Schenk den Frühling

co 9071 2400px

 Am 14. Februar ist es in vielen Ländern der westlichen Welt ein alter Brauch, Blumen zu verschenken. Der Ursprung liegt schon viele Jahrhunderte zurück, als in frühchristlicher Zeit der damalige Bischof der italienischen Stadt Terni (Umbrien)auch Paare traute, bei denen nicht alle den christlichen Glauben angenommen hatten. Was heute selbstverständlich ist, war damals von den Kirchenoberen in Rom streng verboten – der Bischof verfiel also in Ungnade. Seither gilt er als Schutzherr der Verliebten, sein Name floss in den Begriff Valentinstag ein.

Bischof Valentino verteilte, so die Überlieferung, Blumen an die frisch Vermählten. Diese schöne Geste der Blumenpräsente hat sich bis heute am 14. Februar erhalten, wobei häufig die rote Rose im Zentrum steht. Das lässt sich auf die Symbolik zurückführen, das Überreichen von roten Rosen gilt in vielen Ländern der westlichen Welt als Liebesbekenntnis. Bischof Valentino und seine Nachfolger dürften aber mit Sicherheit im Frühjahr keine Rosen überreicht haben, denn selbst im klimatisch gesegneten Umbrien wachsen Mitte Februar keine Rosen.

IMG 20220131 044617

Valentino wird wohl Blumen der Saison überreicht haben, im Februar also Frühlingsblüher. Tulpen & Co. spielen auch heute noch eine entscheidende Rolle, wenn sich jedes Jahr am 14. Februar viele Paare in Terni trauen lassen. Es gibt also durchaus Alternativen zur roten Rose am 14. Februar – und diese Alternativen sind nicht weniger attraktiv.

Wer seine Gefühle am Valentinstag mit einem Blumenpräsent ausdrücken möchte, der kann auf die unterschiedlichsten Frühlingsblumen zurückgreifen, die beim regional orientierten Gartenbau sprichwörtlich vor der Tür wachsen. Ein großer Vorteil: Diese Frühlingsblumen werden nicht viele tausend Kilometer mit dem Flugzeug nach Europa transportiert. Zudem gilt das deutsche Pflanzenschutzgesetz weltweit als vorbildlich. Ein Valentinsgruß mit regional produzierten Frühlingsblumen ist also nicht nur ein Liebesbekenntnis, sondern zugleich praktizierter Umwelt- und Klimaschutz.

Es ist ja nicht allein die rote Rose, es sind die Blumenpräsente an sich, die zum Valentinstag als Geste der Zuneigung wahrgenommen werden. Ein Strauß aus roten Tulpen, eine fröhlich stimmende Mischung bunter Frühlingsblumen – nicht selten treffen solche floristischen Kreationen den eigentlichen Geschmack der Verehrten. Und das ist wohl genau das, was sich einst Bischof Valentino mit seinen Blumenpräsenten erhoffte.

Auch mal verzichten können

 Y3A1042 1500px
Fotos: Fleurop AG.

Es lässt sich guten Gewissens behaupten: Die weit überwiegende Mehrzahl der deutschen Top-Floristen hegt ein Faible für regional produzierte Blumen und Pflanzen. Doch nur wenige sind dabei so konsequent wie der Berliner Nicolaus Peters. Es ist daher für die Regional-Bewegung und den deutschen Gartenbau ein besonderes Ereignis, dass Nicolaus Peters im September die deutsche Floristik auf der Weltmeisterschaft der Floristen in Manchester vertreten wird.

Die nur alle vier, fünf Jahre von der Fleurop-Interflora-Vereinigung durchgeführte Veranstaltung gilt als das Top-Ereignis des Berufsstandes, in diesem Jahr nehmen 25 Floral-Designer aus allen Regionen der Welt teil. Nicolaus Peters wurde von einer hochkarätig besetzten Fach-Jury in einem Vorentscheid, an dem noch ein halbes Dutzend weiterer deutscher Top-Floristen teilnahmen, ausgewählt. Durchaus bemerkenswert, denn der Berliner hat einen außer- und ungewöhnlichen beruflichen Werdegang hinter sich.

Fleurop 10808 nicolaus 1500px

Zunächst absolvierte Nicolaus Peters eine klassische Gärtnerausbildung. Danach schloss er ein Gartenbaustudium ab - um dann später in die Floristik einzusteigen, die er mit einer Meisterausbildung krönte. Berufserfahrung sammelte er in führenden Blumenfachgeschäften in Berlin. Vor vielen Jahren machte er sich mit einer Werkstatt selbstständig und betreut seither namhafte Geschäfts- und Privatkunden.

Seit seinem 16. Lebensjahr beschäftigt sich Nicolaus Peters mit Ikebana und hat in der Sogetsu-Schule den höchsten Rang erreicht. Die japanische Gestaltungslehre spielt auch in seinen floristischen Arbeiten eine gewisse Rolle. In seinen Gestaltungen pflegt er einen eher reduzierten Ansatz, jede Blume soll ihrem Geltungsanspruch entsprechend eingesetzt werden, deutlich ist ein Faible für bizarre Formen. Die dem Ikebana innewohnenden „Schule des Sehens“, die breite gestalterische Ausrichtung dürfte auch dazu beigetragen haben, dass der Berliner 2008 in seiner Heimatstadt zum Deutschen Meister der Floristen gekürt wurde und 2016 auf dem Singapur Garden Festival, dem wohl bedeutendsten floristischen Wettbewerb Asiens, mit einer Goldmedaille geehrt wurde.

„Man muss auch mal auf etwas verzichten können“, ist Nicolaus Peters mit Blick auf seine Bevorzugung regional gewachsener Blumen und Pflanzen überzeugt. „Ich fühle mich als Gestalter in der nördlichen gemäßigten Zone beheimatet und nutze daher gar nicht das komplette internationale Sortiment. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass der regionalen Produktion von Blumen und Pflanzen die Zukunft gehört“. Wer so denkt, der vertritt auf der Weltmeisterschaft in Manchester nicht nur die deutsche Floristik, sondern ebenfalls den regional orientierten deutschen Gartenbau.