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Werden Orchideen knapp?

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Orchideen gehören zu den beliebtesten Zimmerpflanzen in Deutschland. Insbesondere Phalaenopsis, die aus gärtnerischer Sicht zu den Warmhauskulturen zählen. Sie müssen in ihrer zweijährigen Wachstumsphase im Winter in beheizten Gewächshäusern stehen. Und genau das ist bei den gegenwärtigen Energiepreisen das Problem. Ein Problem, dem sich die niederländischen Großproduzenten auf eine einfache Weise entzogen haben: Sie produzieren einfach nicht mehr.

Kürzlich stellte sogar der größte niederländische Orchideen-Produzent seinen Betrieb ein. Branchenkenner gehen davon aus, dass aus den Niederlanden in 2023 bis zu 70 Millionen weniger Orchideen auf den Markt kommen werden als bisher üblich. Zum allergrößten Teil eine Produktionsmenge, die den Supermärkten, Discountern und Baumärkten fehlen wird, denn die niederländische Phalaenopsis-Produktion geht weitestgehend in die Vertriebskanäle des Systemhandels.

Liebhaber müssen aber trotzdem nicht auf ihre Orchideen verzichten, denn der Blumenfacheinzelhandel, also die Kunden der Blumengroßmärkte, ist kaum oder gar nicht von dieser Entwicklung betroffen. Der Grund: Viele Händler beziehen ihre Orchideen „von Fachhandelsgärtnereien“ in Deutschland, wie Rainer Obermeyer vom Blumengroßmarkt Ulm erklärt.

Diese Fachhandelsgärtnereien produzieren nicht für den Systemhandel, sondern spezielle Qualitätsware für den Blumenfacheinzelhandel. „Unsere Lieferanten haben keine Mindermengen angekündigt“, sagt denn auch Gerrit Knoblauch, der auf dem Blumengroßmarkt Hamburg mit Orchideen handelt. Und zwar Phalaenopsis mit sechs und mehr Trieben, also nicht die Ein- oder Zweitrieber, wie sie in den Supermärkten zu finden sind. „Wir gehen fest davon aus, dass wir keine Versorgungsprobleme haben werden“, schließt sich Rainer Pöstges vom Blumengroßmarkt in Düsseldorf an.

Das Beispiel zeigt, wie wichtig der oft regional orientierte deutsche Gartenbau mit Blick auf die Versorgungssicherheit ist. Ebenso zeigt es, welch herausragende Rolle die traditionellen Blumengroßmärkte als Versorgungsplattform für den Blumen- und Pflanzenfachhandel, also die Floristen, Gartencenter und Wochenmarkthändler, spielen.

Optimisten unter den Branchenkennern hoffen sogar, dass sich das Image der Orchideen verbessern könnte, wenn diese nicht mehr als Billigware im Systemhandel verramscht werden. Schließlich sind Orchideen in Wirklichkeit Kostbarkeiten, für die im 19. Jahrhundert Orchideen-Sammler in den Urwäldern Borneos oder Amazoniens ihr Leben aufs Spiel setzten. Doch das ist schon eine andere Geschichte.

Foto: Auf den Blumengroßmärkten wie hier in Hamburg dürfte es keine Versorgungsengpässe mit Orchideen geben – im Systemhandel schon.

Foto: Gerrit Knoblauch